Historie

Joseph Roesberg und die Schnüsse Tring

Viele Dichter aller Zeiten haben Kölns Größe und Schönheit besungen, zahlreiche Geschichtsschreiber Ruhm gefeiert. Und mit Recht. Es gibt nur wenige Städte, deren Geschichte so allgemeines Interesse erregt und auf deren Vergangenheit die ganze Bürgerschaft mit so gerechtem Stolz zurückblicken könnte, wie Köln. Zu seiner Geschichte gehört bei allen echten Kölnern auch die Geschichte und Vergangenheit des Kölner Karnvals mit seinen unvergesslichen Liedern und Gedichten.

Die Alte Kölner Karnevalsgesellschaft „Schnüsse Tring“ 1901 e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Lieder und Gedichte zu beleben und der Nachwelt zu erhalten, sie also unvergessen zu machen. Der eigentliche Repräsentant des im Kölner Karneval zutiefst kölnischen bürgerlichen Miljöh’s der fünfziger und sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts war Joseph Roesberg. Mit sicherem Griff wählte er seine Themen aus dem Leben seiner Tage. Seine Lieder wurden Volkslieder. So auch sein „Et Schnüssen Tring“- Lied, dass längst 150 Jahre alt geworden ist.

Es besingt eine Köchin und moderne Dienstmagd, die in Ossendorf auf dem kleinen Bauernhof „Om Wissel“ zu Hause war. Die Dienstmagd Katharina bewirbt sich als Köchin, stellt dabei jedoch für die damalige Zeit unerhörte Forderungen: Sie will zwar kochen, aber daneben keine Kinder hüten oder Windeln waschen. Sie wünscht ständigen Zugang zu Wein und Fleisch, seiner Zeit besonders teure und vor allem feine, den besseren Kreisen vorbehaltene Lebens- und Genussmittel.

Außerdem verlangt sie gewissermaßen eine Umsatzbeteiligung, wenn sie fordert, dass die von ihr als Köchin zu tätigenden Ausgaben nicht auf Heller und Pfennig nachgerechnet werden.

Selbst in den moralischen Bereich zielen ihre Wünsche: keine Vorwürfe an ihren Schatz, sollte dieser sie mal am Sonntagabend etwas später nach Hause bringen. Man bedenke: 1859! Und dann das Ansinnen, jeden zweiten Sonntag ganz frei zu haben. Den anderen Sonntag ab Mittag, auf dass sie an Andacht und Predigt teilnehmen könne.

Wie so oft verbirgt sich auch in diesem Fall hinter scheinbarer Narretei eine ge- hörige Portion Weisheit. Wenn Joseph Roesberg mit großem Weitblick durch seine moderne Dienstmagd Forderungen Ausdruck verleiht, die seiner Zeit weit voraus waren.

Am 13. Januar 1901 gründeten einige Stammtischfreunde im Restaurant Vogel, Ossendorfer Hof, unsere Gesellschaft und nannten sie eben nach dieser „Schnüsse Tring“.

Die Nachwuchsarbeit im Kölschen Fasteleer ist unabdingbar für die Zukunft jeder Gesellschaft! Deshalb verkörpern die jungen Tänzerinnen und Tänzer in ihren Kostümen bis heute jene „Schnüsse Tring“, die vor über 115 Jahren unserer Karnevalsgesellschaft ihren Namen geliehen (gegeben) hat.